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20.12.2023 Gemeinde-News

KUL­TUR DES TEI­LENS

Otelos

Otelos sind Organisationsmodelle, die Kreativ- und Freiräume zur Verfügung stellen, auf Grundwerten wie Offenheit, Teilen und Kooperation basieren und dabei die Menschen mit ihren Fähigkeiten in den Vordergrund stellen. Otelos starteten, wie der Name schon erahnen lässt, als „Offene Technologielabore“, mit dem Ziel eine neue, regionale Innovationskultur (am Land) zu etablieren und kreative Menschen im ländlichen Raum zu verbinden. Ihrer Idee nach, braucht eine innovative und nachhaltige Regionalentwicklung endogene und ganzheitliche Entwicklungsansätze und basiert in hohem Maße auf Bevölkerungsbeteiligung. Dadurch schafft sie die Verankerung in der Bevölkerung eher, als die meisten, von der Politik vorgegebenen Regionalentwicklungsmodelle, die verstärkt auf wirtschaftliche und finanzielle Aspekte setzt.

 

Mittlerweile haben sich Otelos von den anfangs technikorientierten, zu niederschwelligen, kommunen-finanzierten Freiräumen für Menschen, die ihr Wissen und Können unterschiedlichster Art und Weise mit anderen teilen und sich vernetzen wollen, entwickelt.

 

Otelos laden Menschen – unabhängig von Interesse, Alter, Herkunft, Geschlecht oder anderen Zugehörig-keiten – ein, in diesen Freiräumen Visionen und Ideen sowie Know-How und Erfahrungen (kostenfrei) miteinander zu teilen und zu verwirklichen. Otelos werden von allen NutzerInnen gestaltet – dabei werden unterschiedlichste Formate, Projekte und Veranstaltungen entwickelt und verwirklicht. Die Ideen reichen vom beispielsweise gemeinsamen Hochbeetbau, über 3D-drucken, Reparatur- und Nähcafés, bis zu Kochtreffen, Seifensieden und noch vieles mehr.

 

Es muss nichts Funktionierendes oder Verwertbares entstehen, das ist dabei die Grundphilosophie von Otelos – sie sind nicht leistungs- oder gewinnorientiert – im Vordergrund steht die Lust am Experimentieren. Freie Entfaltung, Begegnungen, Austausch und gemeinsam erlebte Inspirationen und Tun sollen ermöglicht und forciert werden.

 

Otelos sind meist autonom geführte „Gemeindeeinrichtungen“, deren Infrastruktur kostenfrei, mittels Bevölkerungsentscheid (Gemeinderatsbeschluss) von einer Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Sie sind politisch unabhängig – die einzige Gegenleistung für die Community ist das Teilen von Wissen und die Möglichkeit zur Partizipation an den Entwicklungen – entsprechend dem Gedanken: von der Community für die Community. Betreut und angeleitet werden die Otelos meist durch ein ehrenamtliches Kern-/Organisationsteam, das als Gastgeberin fungiert und anderen Beteiligten bei der Planung und Durchführung ihrer Projekte und Aktivitäten unterstützt.

Nachsatz: Eigentlich hatten wir Grünen gehofft, dass sich auch in unserer Gemeinde Raum für ein solches Otelo finden lässt, wurden und werden doch immer wieder Mal Häuser von der Gemeinde gekauft und für eine spätere Nutzung/ Projekte umgebaut. Wie es aussieht, fehlt jedoch bei den GemeinderätInnen der ÖVP die Überzeugung, dass ein Otelo ebenso eine gewinnbringende Investition für Gemeinde und Region darstellen kann, selbst wenn keine „Mietgelder“ fließen.

Kollektiver Konsum zum Wohl von uns allen

Initiativen zum sorgsamen Umgang mit Ressourcen wie z.B. Leihläden, Tauschkreise, Gemeinschaftsgärten, landwirtschaftliche Kooperativen, Food-Sharing, Reparaturcafés – um nur einige zu nennen – rücken gerade in Zeiten der Teuerung und Klimakrise wieder verstärkt in den Fokus von uns Menschen. Was sind die Ideen hinter diesen alternativen Wirtschaftsformen, wie funktionieren sie und warum schreibe ich überhaupt darüber?

Es ist schon längst kein Geheimnis mehr, dass ich es gut und wichtig finde, wenn/ dass auch in unserer Gemeinde mehr „Sharing-Ökonomy“ entsteht. Was (mir) in Großrußbach allerdings fehlt, sind Gemeinwohlangebote, die mit Hilfe und (tatkräftiger) Unterstützung von (Gemeinde-)Politik entwickelt werden, Ressourcen schonen und uns allen gleichermaßen zur Verfügung stehen. In einer mehrteiligen Serie werde ich daher (auch als kleine Anregung) einige Teil- und Tauschkonzepte kurz beschreiben.

Teil 1: Leihplattformen und Leihläden

Die neue Kultur des Teilens, die sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat, ist allen voran aus ökologischer Sicht absolut begrüßenswert. Dabei steht der Gebrauch und nicht der Besitz von Gegenständen sowie eine gemeinsame Nutzung von Dienstleistungen im Vordergrund. Meist werden unterschiedlichste Alltagsgeräte sowie Gegenstände an andere verliehen, aber auch Autos, Wohnungen und selbst Dienstleistungen gemeinsam genutzt. Ich muss eine Bohrmaschine oder   Reiseutensilien nicht zwingend selbst besitzen, wenn es mir reicht, diese von Zeit zu Zeit auszuborgen. Teilen ist nachhaltig, schont die natürlichen Ressourcen spart nebenbei auch noch Geld, weil es letztendlich dazu beiträgt, dass weniger Waren produziert, gekauft und entsorgt werden müssen. Gleiches gilt bei der Mobilität, besonders im Hinblick auf das Autofahren. Mitfahrgelegenheiten aber auch „geteilte PKWs“ helfen nicht nur den CO2 Ausstoß von uns allen zu reduzieren, auch anfallende Kosten werden geringer, weil sie untereinander aufgeteilt sind. „Co-konsumieren“ kann man sowohl über digital organisierte Plattformen, als auch durch sogenannte Leihläden (Geschäfte in denen man nichts kaufen kann), die meist von regionalen (Dorf-)Kooperativen oder Grätzlorganisationen betrieben werden. Ganz besonders profitieren wir auf allen Ebenen von privaten Sharing-Modellen, die kein kommerzielles Interesse verfolgen – also ganz ohne Geld auskommen.

Silvia Bayer

GF-Gemeinderätin, Klubsprecherin
Klimaschutz fängt vor der eigenen Haustüre und in unseren Gemeinden an!

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